Die Heimat des Sangiovese
Die Leitsorte des Chianti, Sangiovese, verdankt ihren klingenden Namen den Römern: sanguis jovis, Blut des Jupiter. Ihr Aushängeschild ist das Chianti Classico, die Kernzone des Chianti, mit dem legendären schwarzen Hahn bzw. Gallo nero als Markenzeichen. Die Classico-Zone wurde im Lauf des 20. Jahrhunderts um weitere DOCG-Gebiete wie etwa Chianti Rufina oder Chianti Colli Senesi erweitert, die beiden anderen toskanischen Sangiovese-Berühmtheiten Brunello di Montalcino und Morellino di Scansano liegen ewas weiter südlich.
Die Chianti-Formel
Das ursprüngliche Chianti-Gebiet wurde bereits 1716 erstmals eindeutig festgelegt. 1872 definierte dann der “eiserne” Baron Bettino Ricasoli auf Castello Brolio die "Chianti-Formel": 70% Sangiovese für Frucht und Körper, 20% Canaiolo für Duft und Farbe und 10% weiße Trauben wie Trebbiano oder Malvasia für Leichtigkeit, Frische und Eleganz. Diese Formel galt lange als unumstößlich und findet immer noch Beachtung, wobei heute mehr Rebsorten zugelassen sind. Im Chianti Classico sind dagegen keine weißen Sorten mehr erlaubt und es muss mindestens 80% Sangiovese drin sein.
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Chianti – der berühmteste Wein Italiens
Egal, ob man sich mit Wein auskennt oder nicht, mit dem Begriff Chianti kann eigentlich jeder etwas anfangen. Nicht umsonst galt Chianti schon in den 1980er Jahren als das Synonym schlechthin für italienischen Wein, insbesondere wenn er in der (berüchtigten) bauchigen, mit Stroh umflochtenen Korbflasche (ital. „fiasco“) verkauft wurde. Und auch heute noch ist Chianti Italiens berühmtester Exportschlager und das Aushängeschild für italienischen Wein in der ganzen Welt.
Die beiden wichtigsten Herkunftsbezeichungen für Chianti heißen Chianti DOCG und Chianti Classico DOCG. Beide erhielten ihre kontrollierte und garantierte Herkunftsbezeichnung (Denominazione di Origine Controllata e Garantita) am 2. Juli 1984, nachdem sie bereits seit 1967 als DOC-Weine zertifiziert waren. Dazu kommen aktuell sieben Unterzonen, die heute ebenfalls DOCG-Status genießen.
Chianti Classico – die Kernzone
Das Chianti-Gebiet erstreckt sich von Pisa im Nordwesten bis Montalcino im Südosten und ist offiziell in neun Untergebiete geteilt. Das Kerngebiet ist das Chianti Classico, es umfasst die Gemeinden Castellina, Gaiole, Greve und Radda komplett, dazu kommen Teile von Barberino Val d’Elsa, Castelnuovo Berardegna, Poggibonsi, San Casciano und Tavernelle Val di Pesa. Die meisten Erzeuger gehören auch dem Consorzio del Vino Chianti Classico an und dürfen damit ihren Chianti mit dem begehrten schwarzen Hahn, dem Gallo nero, schmücken.
Chianti Classico – strenge Vorgaben für beste Qualiät
Chianti Classico Wein hat strengere Produktionsvorschriften als alle anderen Chianti Weine. Das gilt z.B. für Höchstertragsmengen, Extraktgehalt und Reifezeit, außerdem wird mit 80 Prozent auch der höchste Mindestanteil an Sangiovese gefordert, wobei heute im Gegensatz zu früher auch reinsortig Sangiovese zugelassen ist. Für die übrigen 20 Prozent sind einheimische Sorten wie Canaiolo, Colorino oder Malvasia erlaubt sowie internationale Rebsorten wie Merlot, Cabernet Sauvignon und Syrah. Seit der Weinernte 2006 ist außerdem der Zusatz von weißen Rebsorten im Chianti Classico verboten.
Chianti Classico – die Qualitätspyramide
Chianti Classico Wein ist in drei Qualitätsstufen unterteilt: die Annata (der Jahrgangswein), die länger gereifte Riserva (mind. 24 Monate, davon 3 Monate in der Flasche) und die Gran Selezione (mind. 30 Monate, davon 3 Monate in der Flasche) als Spitze der Qualitätspyramide. Zur Gran Selezione zählen heute z.B. einige legendäre Einzellagenweine der bekanntesten Chianti Weingüter sowie einige Supertoskaner, die reinsortig aus Sangiovese gekeltert werden und deswegen früher nicht als Chianti Classico verkauft werden durften (sondern nur als Toscana IGT Wein).
Ein großes Problem im Chianti bleibt eine fehlende, objektive Lagenbewertung, wodurch eine verlässliche Kennzeichnung bzw. Aufwertung bestimmter Einzellagenweine nicht möglich ist. Und das, obwohl sich Böden, Lagen und klimatische Voraussetzungen sehr stark unterscheiden können. In Radda und Castellina etwa reichen die Weinberge bis auf 600 Meter über dem Meeresspiegel hinauf, die Böden dort sind karg, die Nächte kühler, was eine späte Traubenreife bewirkt. Der am weitesten verbreitete Boden im Chianti ist der Galestro, ein Mix aus Kalkstein und versteinertem Lehm, der fruchtbar, mineralreich und salzhaltig ist, aber auch locker bzw. durchlässig genug für eine gute Wasser- und Luftzirkulation.
Chianti Classico und seine Subzonen
Um das Chianti Classico Gebiet herum haben sich mit der Zeit 7 Unterregionen entwickelt, die mittlerweile auch alle DOCG-Status genießen: Chianti Colli Aretini, Chianti Colli Fiorentini, Chianti Colli Senesi (die südlichste Zone, die sich teils mit den Rebflächen von Brunello di Montalcino und dem Vino Nobile di Montepulciano überschneidet), Chianti Colline Pisane, Chianti Montalabano, Chianti Montespertoli (besteht erst seit 1998 und ist damit die jüngste Subzone) und zu guter Letzt Chianti Rufina, das mit den besten Ruf der Untergebiete genießt.
Für die Chianti DOCG Weine außerhalb des Classico-Gebietes genügen nach wie vor fast überall 70 Prozent Sangiovese und die Zugabe von bis zu 10 Prozent weißen Rebsorten ist ebenfalls noch erlaubt. Aber auch hier gibt es wieder verschiedene Bestimmungen und Ausnahmen. Sobald auf einem Chianti DOCG Wein die Unterzone mit auf dem Etikett steht, ist - genauso wie beim Chianti Classico DOCG Wein - der Zusatz von weißen Trauben verboten. Einige Winzer umgehen das auch bewusst, indem sie freiwillig auf die Nennung der Subzone verzichten.
Sangiovese – die Rebsorte des Chianti
Die Bekanntheit des Chianti hat auch Sangiovese als Hauptrebsorte im Chianti Wein zur berühmtesten italienischen Rebsorte gemacht. Sangiovese ist aber nicht nur die Rebsorte für Chianti, sondern auch für andere toskanische Spitzen-Rotweine wie Brunello di Montalcino, Morellino di Scansano oder Montecucco.
Aufgrund ihrer eher hellen und weniger tiefen Farbe und dem oft prägnanten Säure- und Tanningerüst war das Beimischen von extraktreicheren, farb- und fruchtbetonten Rebsorten lange Zeit das Mittel der Wahl, um Chianti Wein attraktiv zu machen. So dienten die Zugabe der heimischen Colorino, Canaiolo, Ciliegiolo, Malvasia, aber auch internationaler Sorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot oder Syrah in der Regel dazu, dem Sangiovese mehr Farbe und weichere Züge zu geben. Heute hat der Weinfreund zum Glück die Qual der Wahl, denn viele Winzer wollen Weine keltern, die die Charakteristik des Sangiovese so unverfälscht wie möglich herausstellen, insbesondere seine unnachahmlichen Noten von (Sauer-)Kirsche, Veilchen und mediterranen Kräutern, kombiniert mit der so typischen schlanken Eleganz der Rebsorte, die in Zeiten der immer höher kletternden Alkoholwerte beim Wein wieder zunehmend gefragt ist.
Zu den renommiertesten Produzenten zählen z.B. die Familie Mazzei mit Castello di Fonterutoli, Castellare di Castellina, Lornano, Carobbio, Le Pupille, Castello di Monsanto, Querciabella, Fontodi, Castello Banfi, Fèlsina oder Poggio al Sole, um nur einige zu nennen, die auch im Sortiment von VIPINO zu finden sind.